LAUSITZ FESTIVAL 2024 

WIDERSTAND

von Lukas Rietzschel

Ein Mikrokosmos in einem Dorf irgendwo in unserer turbulenten Gegenwart. Isabell besucht ihre Eltern. Die Mutter ist schwer krank, der Vater scheint zu resignieren und flüchtet in eine Affäre. Der Nachbar, ein Polizist, hat einen kritischen Blick auf das System. Isabells alter Schulfreund jobbt als Paketbote und träumt vom eigenen Business. Man redet über Sorgen, Enttäuschungen, Sehnsüchte. Trotzdem herrscht gegenseitige Verständnislosigkeit, vieles bleibt unausgesprochen. Und im Raum steht die Frage, ob man sich weiterhin »von oben« alles gefallen lassen will. Widerstand muss ja nicht immer nur als Protest mit Pappschildern daherkommen.

Lukas Rietzschel skizziert in seinem vielbeachteten Theaterstück die stille Radikalisierung eines Einzelnen gegen den als übermächtig empfundenen Staat und geht der Frage nach, warum sich Menschen von unserer Gesellschaft abwenden. Das Stück spürt Widerstände auf, die nicht nur aus einer politischen Haltung entspringen, sondern vor allem im privaten und gesellschaftlichen Leben ihre Ursprünge zu scheinen haben. Den Älteren sitzen die Nachwendejahre in den Knochen, die Jüngeren sind geplagt von den Mühen der gegenwärtigen Dynamiken.

Die Inszenierung wurde im Rahmen des Lausitz Festivals im ehemaligen Filmtheater Friedensgrenze produziert. Die Premiere und zwei weitere Vorstellungen liefen dort Anfang September 2024.

BESETZUNG

Andreas Klumpf
Josepha Grünberg
Felix Tittel
Katinka Springborn
Pim Haensell

Regie & Produktionsleitung: Wolfram Scheller
Dramaturgie: Aki Nom
Bühne & Kostüm: Anne Hölzinger
Licht & Ton: Paul Klinder

Fotos: Marlies Kross

PRESSE

Peter Laudenbach schreibt in der Süddeutsche Zeitung (10.09.2024):

[...] Es ist, was die Mentalitätserkundung des sich abgehängt fühlenden Ostens angeht, das Stück der Stunde. [...] Auf die Lage in den trostloseren Regionen Ostdeutschlands reagiert Lukas Rietzschels Stück „Widerstand“, das die erfreuliche Gruppe „Theaterland“ in der Regie von Wolfram Scheller mit schöner Direktheit und ohne einen einzigen falschen Ton auf die Bühne bringt. [...] Bevor irgendwelche Besserwisser mal wieder den Osten erklären, sollten sie sich bitte Rietzschels Stück ansehen, am besten in der Theaterland-Inszenierung. [...] Abgesehen davon, dass das ein Armutszeugnis für sämtliche Dramaturgie-Abteilungen des Landes ist, denen das realistische Stück offenbar nicht postdramatisch genug war, beantwortet diese Aufführung sämtliche Fragen danach, wozu das Lausitz-Festival gut ist und weshalb die Region es braucht. Nicht um Stars einzufliegen, sondern genau für so kluge Blicke auf die Gegenwart und gänzlich uneitle Inszenierungen wie diese. Komplette Kritik lesen


Torben Ibs schreibt bei Theater Heute (11/2024):

[...] «Widerstand» ist auf dem Lausitz Festival das Stück der Stunde. Der Text von Rietzschel ist so nahe dran, dass es weh tut. Nah an den Menschen in der Lausitz und nah an der Situation des Festivals. [...] Das fünfköpfige Ensemble nimmt den Text direkt. Die Regie vertraut der Kraft der Dialoge und schafft es mit gekonnt gesetzten Inszenierungsgriffen, das Abgleiten in einen allzu platten Realismus zu verhindern. Da ist etwa ein Sprechen nach vorne zur imaginierten Mutter, das schon groteske Scheitern des Vaters beim Anzünden von Streichhölzern oder die humoresken Versuche Isabells, endlich eine zu rauchen. Zugleich sorgen das Spiel und die Ausstattung mit Lichterketten im angedeuteten Partykeller oder der Betonwand am Grundstücksrand für ein hohes Maß an Authentizität. Alle Figuren werden maximal nachvollziehbar, außer vielleicht im Moment der finalen Radikalisierung des Vaters. Der Konflikt zwischen der sich autonom fühlenden Städterin und den sich zurückgesetzt fühlenden Daheimgebliebenen, die ihre Frustration in Radikalität ummünzen, widersetzt sich aber jeder dramatischen Dialektik. «Sowas passiert doch nicht, weil kein Bus fährt», stellt Isabell am Ende fest.

GASTSPIELANFRAGE

Wenn Sie Interesse an einem Gastspiel unserer Inszenierung WIDERSTAND haben, dann schreiben Sie uns gerne Ihre Anfrage

Hier finden Sie das Exposé mit allen Informationen und technischen Anforderungen.

eine theater.land Produktion 2024 | in Kooperation mit Friedensgrenze e.V. und dem Lausitz Festival, gefördert aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, des Lausitz Festivals (gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien) und der Hartmut und Iris Schelchen Stiftung | Aufführungsrechte: S. Fischer Theaterverlag, Frankfurt am Main